#Der letzte Schlag

#First Dates

Es ist Sonntag Nachmittag. Die Temperatur sind immer noch sehr hoch, aber es liegt auch Gewitter in der Luft. Auf dem Nachhauseweg fahre ich an meinen Lieblings-Eiscafé vorbei. Vorbei? Nein natürlich nicht – ich parke und setze mich an den letzen freien Tisch. 

Eigentlich wollte ich auch noch tanken. Aber 1,31€ ist mir dann doch zu teuer. Die Tankstelle ist genau gegenüber des Eiscafés – ich habe die Preistafel also im Blick. Manchmal hat man ja Glück und der Preis fällt wieder. 

Ein Kellner nimmt meine Bestellung auf. Etwas gestresst der Gute. Seine Worte: „Uns wurde schlechtes Wetter versprochen, wir sind viel zu wenig Personal“. Schaut in den Himmel und sagt: „Aber vielleicht regnet es ja gleich. Sie sitzen aber ja unter einem großen roten Schirm…“ Während ich auf mein Eis warte fängt es leicht an zu regnen. Aber schon bald entwickelt es sich zum einem ordentlichen Regenguss. Die ersten Donnerschläge sind auch zu hören. 

Neben mir am nächsten Tisch sitzen eine Frau und Mann. Beide deutlich älter als ich. Sie unterhalten sich so laut, dass man unweigerlich mit hören muss. Es scheint ihr erstes Date zu sein. Dafür eine Eisdiele zu wählen würde bei mir auf jeden Fall auch Punkten. Das Gespräch ist ein wahrer Fragen-Marthon: „ Wo fährst du gerne in den Urlaub hin? oder auch „was ist Dein Lieblingsessen?“ und „hast du eine Lieblingsfarbe“.

Mich würde schon interessieren, wo die zwei sich kennengelernt haben. Vielleicht haben sie sich ganz zufällig im Supermarkt getroffen oder doch ganz altmodisch über eine Chiffre Anzeige. Dann wäre es ist ein klassisches Blind-Date. Ob Nachfragen dazu wohl erlaubt sind, überlege ich kurz – entscheide mich aber dagegen um das zarte Glück nicht zu stören. 

Die Kellnerin stellt mir mein Wasser und Eis auf den Tisch. Es ist nicht ganz das was ich bestellt habe, aber das scheint sie nicht weiter zu stören. Auf meine Nachfrage, warum sie mich nicht vorher fragt, wenn etwas „aus“ ist, sondern selber entscheidet was ich stattdessen bekomme kommt nur eine lapidare Antwort: „Sie dachte es passt schon.“

Ich fange an mein Eis zu essen. Ein junge Frau, sommerlich leicht bekleidet bereits die ersten dicken Regentropfen auf dem Haar fragt, ob die zwei Stühle an meinem Tisch noch frei wäre. Ich nicke und sie setzt sich dazu. Es dauert nicht lange und es kommt ebenfalls schon leicht durchnässter junge Mann auf den Tisch zu und nimmt Platz. Die Begrüßung der Beiden fällt noch eher zurückhaltend aus. Nun sitze ich mitten drin statt nur dabei. Selbst wenn ich wollte, weghören ist nicht. 

Die zwei beginnen mit einem noch etwas unsicherer Small-Talk. „Und wie war dein Wochenende bis jetzt?“ Nach einigen weiteren Fragen war mir klar hier sitzt nicht auch noch ein „First Date“, aber das „zweite oder dritte Date“. Dazu brauchen sie mich doch nicht wirklich. Aber es regnet immer noch in Strömen. Selbst wenn ich wollte – ich kann jetzt nicht gehen. Also versuche ich mich möglichst unauffällig zu verhalten. Auf keinen Fall Nachfragen zu stellen. Nicht zu unterstützen wenn das Gespräch ins Stocken gerät. Und auch hier nicht nachzufragen, wo die beiden sich kennen gelernt haben. Die „Elf Minuten“ zum Verlieben sind längst überschritten. Das Niveau des Gesprächs der beiden Singles könnte zu einem „Online-Verkupplungsportal“ in BLAU passen. Die Kleidung von ihr hingegen eher zu „Swipe Right“. Während ich noch darüber nachdenke mit welchem Portal ich wohl richtig liege hört es endlich auf zu regnen. Ich verabschiede mich und wünsche den beiden noch eine tolle Zeit.

Bevor ich zu meinem Auto gehe werfe ich noch einen kurzen Blick auf die Anzeige-Tafel der Tankstelle. Die Preise hell erleuchtet haben sich tatsächlich geändert auf 1,20€. Manchmal wird warten belohnt: Also habe ich noch schnell getankt bevor ich den Sonntag in Ruhe auf der Couch ausklingen lassen habe… 

#Latte to go

Eigentlich bin ich gerade im Stress und warte schon leicht ungeduldig auf meine Latte to go. 

Ein junger Herr stellt sich ebenfalls neben mir an die Theke. Ein Angestellter zum anderen: „Der kleine Kaffee ist für den Mann.“

Der Kaffee ist natürlich schneller fertig als meine Latte. 
Eine Servicekraft schiebt ihm Zuckersticks und Umrührstab über die Theke. Aus dem jungen Mann platzt es förmlich heraus: „Ich mach‘s mir selbst!“  

Da ich vor den Deckeln stehe – reiche ich ihm schmunzelnd einen Stapel Deckel und frage: „Vorsichtshalber einen Deckel dazu“? 

Er nickt – mittlerweile leicht verlegen und mit veränderter Gesichtsfarbe…

Solche Momente sind einfach unbezahlbar und mein Stress war fast vergessen.